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Die Ladogasee-Expedition 2006

 

Im Winter entschloss ich mich mein eigenes Faltsegelboot ausführlich zu testen.

Spontan fiel mir der Ladogasee in Russland ein. Er ist mit seinen 17.870 km2 ein ideales Segelrevier und zudem nicht ganz soweit von Tschechien entfernt wie vergleichbare Gewässer. Und weil es für solche Expeditionen, aufgrund der Sicherheit, besser ist mit mehreren Leuten zu fahren, entschloss ich mich noch ein weiteres Faltboot zu kaufen.

Zusammen mit meiner Schwester und zwei Freunden legte ich die Reise auf die zweite Julihälfte. In dieser Zeit liegt die durchschnittliche Wassertemperatur des riesigen Sees bei angenehmen 18 Grad und die Luft bei ca. 30 Grad Celsius.

Bereits im Februar besorgten wir uns, wohlwissentlich über das begrenzte Kontingent der Flüge, unsere Billets. Und im Frühjahr meldeten wir uns auch noch über die russische Botschaft in Prag an, in dem wir unsere Visa besorgten.

Kurz vor der Abreise mussten wir bei der Erstmontage den Mast anbohren, da wir die Akku-Bohrmaschine nicht mitnehmen wollten.

In welchem Zusammenhang steht dieser letzte Satz?

Endlich hatte die Vorfreude ein Ende und der Tag des Abfluges stand bevor. Und siehe da, das Wetter änderte sich schlagartig um 20° C mit viel Wind und Regen. Vielleicht bezeichnend für den gleichzeitig stattgefundenen G8-Wirtschaftsgipfel in Sankt Petersburg.

Aber nun gab es keinen Weg mehr zurück. Als wir uns am Prager Flughafen trafen blieben wir dabei, trotz den widrigen Wetteraussichten, gen Russland zu starten.

Flug, Gepäckabfertigung und Unterkunft (die uns eine sehr nette Internet-Bekanntschaft aus Sankt Petersburg besorgte) verliefen ohne Probleme. Nach dem ersten Wochenende, das wir hauptsächlich in der Eremitage verbrachten, packten wir unseren Proviant für die kommenden 14 Tage und fuhren zunächst mit den Zug nach Priozersk.

Angekommen in Priozersk waren wir alle froh darüber, dass der angrenzende Vuoksa-See nur unweit des Bahnhofs lag. Das kam auch meinen, durch einen Autounfall verletzten Freund zugute da er nicht gut zu Fuß war.

Am Ufer hinter dem Bahndamm bauten wir die noch namenlosen Boote zusammen und tauften diese anschließend mit echtem russischen Wodka auf die Namen Nastjenka und Marfuschka (zwei Mädchennamen aus einem beliebten russischen Märchen).

Doch kurz bevor wir ablegen wollten, erschien noch ein russischer Polizist und wollte unsere Registrierungen sehen. In Russland ist es Pflicht alle Boote mit einer Tragkraft von mehr als 150 kg bzw. für drei oder mehrere Personen registrieren zu lassen. Aber bei uns passte alles, da ich dem Beamten versicherte das wir binnen 14 Tagen das Land wieder verlassen würden und somit eine Registrierung überflüssig wäre.

Anschließend gingen wir beide auf die Polizeidienststelle und ich bekam von dem Kommandanten einen unterschriebenen Bewilligungsschein für die kommenden drei Wochen ausgehändigt.

 

Erst jetzt durften wir uns legal auf den russischen Gewässern frei bewegen und nun stachen wir in See und fuhren der Karte nach gen Ladogasee.

Zu unserer Bestürzung sah der Sund, der beide Seen verband, wie ein reißender Wildwasserfluss aus. Zum Glück aber hielten unsere Faltboote den Stromschnellen ohne Probleme stand.

Als sehr unangenehm fanden wir die russischen Holzbrücken, die auf sehr massiven Pfählen standen und sehr niedrig waren. Mit eingeholten Segeln und heruntergelassenen Masten versuchten wir hindurch zufahren. Leider berechnete ich das Höhenniveau einer Brücke um ca. zehn Zentimeter falsch, woraufhin sich der Mast mit einem schrecklichen Lärm verbog und zwischen den Planken der Brücke stecken blieb.

Nun saßen wir fest und die Strömung versuchte das Kajak quer zu stellen um es anschließend zu beschädigen. Doch ich wand alle Kraft auf um mittels meines Steuers das Boot längs zur Strömung zu halten während meine Schwester versuchte den Mast zu lösen. Aber leider ging diese Aktion nicht ganz so schnell wie vorhergesehen, da die Ausleger uns daran hinderten den Mast mit samt dem Boot auf die Seite zu legen.

Schließlich gelang es meiner Schwester doch noch die Kraft der Seitenschwimmer zu überwinden und ich konnte mittels der Strömung unser Gefährt zurückmanövrieren.

Nach dieser Fastkatastrophe nahmen wir noch den letzten Teil des Mastes (der jetzt schon richtig verbogen war) ab und fuhren zur nächsten Brücke, vor der wir aber zur Sicherheit noch die Ausleger abnahmen.

Als wir dann endlich zum Ladogasee kamen, riefen wir alle im Einklang: „Ein Meer!“

Der See war so gigantisch, das man das gegenüberliegende Ufer nicht sehen konnte und es somit den Anschein machte, man befuhr ein Meer; allerdings ohne Salzwasser.

Wir kreuzten langsam gegen eine nordwestliche Brise ca. zwei Kilometer von der Meerenge zum Ladogasee um kurz darauf anzulanden. Es war bereits um Mitternacht aber dank der Sonnenscheindauer von nahezu 24 Stunden taghell.

Am nächsten Tag gegen halb zehn Uhr morgens brachen wir gemütlich nach dem Frühstück und dem Zusammenpacken auf um in den Nordwesten zu gelangen. Leider hatten wir starken Gegenwind und zudem war es bitterkalt. Während der Fahrt erinnerte ich mich an einen Antikriegsfilm über Stalingrad, wo Deutsche gegen sowjetische Soldaten unter noch extremeren Bedingungen kämpften. So ähnlich fühlte ich mich jetzt; der Kampf gegen die eisigen Temperaturen und Feuchtigkeit nahm fast meine gesamte Kraft. Und genau wegen diesen Temperaturen war es sehr gut auch warme Winterbekleidung mitgenommen zu haben.

Gegen 15 Uhr landeten wir auf einer kleinen Insel gegenüber einem schönen Sandstrand an. Nach einer ausgiebigen Brotzeit entschieden wir uns dort unser Nachtlager aufzuschlagen. Wir waren alle schon ziemlich müde von dem vielen Gegenwindpaddeln.

Und weil wir noch nicht weit von Priozersk am Vuoksasee entfernt waren, entschloss ich mich zusammen mit meiner Schwester frisches Brot einzukaufen.

Wir gingen durch einen Wald und mitten in diesem fanden wir viele uns unbekannte Gebäude aus Beton, die mit „RA“-Kennzeichnungen bemalt waren sowie Fußwege, deren Ränder weiß angemalt waren. Da ich selbst keinen Militärdienst absolvierte, hatte ich auch somit nicht die geringste Ahnung was dies alles zu bedeuten hatte und ehe ich mich versah befanden wir uns bereits jenseits des Eingangsportals.

Kurz darauf kamen ein paar bewaffnete Soldaten auf uns zu und fragten mich, was wir hier wollten. Sie verhielten sich uns, ihren Gefangenen, gegenüber ausgesprochen freundlich jedoch stellten sie für die Dauer des unfreiwilligen Aufenthaltes eine Wache ab die uns sogar ein Feuer zum Aufwärmen machte.

Es hieß, das in den nächsten Stunden ein Spionageoffizier extra aus Sankt Petersburg zu uns kommen würde und uns zu dem illegalen Betreten des militärischen Sicherheitsbereich befragen würde.

Die Soldaten machten sich fortwährend Sorgen, ob wir keinen Durst oder Hunger hätten und ob wir uns nicht ausruhen möchten. Gerne nahmen wir das Angebot an. Als der Offizier endlich kam erklärte ich, dass er bitte ausschließlich mit mir sprechen möge, da ich der Einzige bin, der Russisch verstand. Während des Gesprächs kristallisierte sich heraus, dass der höherrangige Soldat uns eigentlich, mit samt den Booten, wieder nach Priozersk bringen wollte, sich aber aufgrund des Zeitmangels (das packen der Ausrüstung dauerte ca. vier Stunden) anders entschied und uns zum See zurückgehen lies.

Nach der Kontrolle unseres Gepäcks durch das Militär stachen wir gegen 23.10 Uhr wieder in See und winkten noch den freundlichen Soldaten bei unserer Abfahrt zu.

Hinweis für alle nachkommenden Lagodasee-Reisende:

Alle Militärstützpunkte in Russland sind (ähnlich der Schweiz) geheim und nicht auf Karten eingezeichnet. Entdecken sie während eines Landaufenthaltes merkwürdige Gegenstände im Wald oder sonst wo, machen sie besser kehrt und gehen zum Ausgangspunkt wieder zurück. Bei jeder Kontrolle durch das Militär oder durch die Polizei wird vorwiegend nach den gebräuchlichen GPS-Navigationsgeräten gesucht, da die Haltung und Benutzung in Russland unter Strafe steht. Bezüglich Digitalkameras verhalten sich die Ordnungshüter eher liberal. Man sieht sich die die Geräte nur an und gibt sie anschließend in der Regel wieder zurück.

Erst nach Mitternacht wurde das Wasser glatt und bis zwei Uhr morgens paddelten wir zu einem ausgezeichneten Schlafplatz.

Wir schliefen wegen der durchgemachten Nacht etwas länger als sonst und nach dem Frühstück erfuhren wir von Einheimischen, dass das kein Zufall sei, das der See in der Nacht spiegelglatt werden würde. Sie gaben uns noch Hinweise für unsere Weiterfahrt und gegen 16.00 Uhr des kommenden Tages verließen wir unser Nachtlager gen Nordosten. Die heutige Etappe verlief relativ zügig, da endlich auch mal ein anständiger Wind aus Nordwesten her blies.

Es war bereits gegen 18.30 Uhr als wir an der Nordküste der Insel Selkjamarjansára vorüber fuhren. Mit Anfängerintelligenz landeten wir bei starken Wind und großen Wellen luvseitig an und bis wir bereit zum Aussteigen waren erreichte uns die nächste große Welle und schwappte über unsere Boote hinweg.

Klitschnass und kalt machten wir uns schnell ein schönes Lagerfeuer um uns und die nassen Klamotten zu trocknen und um gleichzeitig was Leckeres zu essen zuzubereiten.

Gegen 21 Uhr ging‘s weiter gen Norden um eine geeignetere Stelle zum Übernachten zu finden. Da der Wind, wie angekündigt, in den späten Abendstunden wieder nachließ mussten wir wieder kräftig paddeln.

In einer schönen kleinen Bucht beim Kap Rachaniemi fanden wir gegen 23.30 Uhr schließlich einen geeigneten Schlafplatz.

 

Als wir und auch der frische Wind gegen Mittag erwachten, fuhren wir immer weiter gen Nordosten zur Insel Kjunsary. Aber leider wurde das Wetter immer schlechter und aus den dicken Nimbosstratuswolken gingen hier und dort starke Regenschauer nieder. Mit geschickten Manövern gelang es uns immer wieder diesen Wasserwänden auszuweichen bis das uns doch noch ein Starkregenschauer voll erwischte und uns fast ertränkte.

Auf der Hälfte der Insel Kjunsary lag eine enge aber brandungssichere Bucht, die uns als heutiger Ankerplatz diente. Leider aber fanden wir hier keinen angemessenen Ort wo wir die Zelte aufbauen konnten und somit entschlossen wir uns die nahe gelegenen Perja-Kilpisarjet Inseln nach einem Lagerplatz abzusuchen. Während unseres Aufenthaltes auf der Insel drehte der Wind auf Südwest und wurde stärker.

Als wir am nächsten Tag ausschifften, fuhren wir um das Westkap der Insel herum und sahen zu unserem Entsetzen das sich aus der Richtung der Inseln Perja-Kilpisarjet eine große schwarze Wolke heranwuchs und direkt auf uns zu kam.

Je mehr die Wolke aus Nordosten her wuchs, desto stärker wurde der Wind im Südwesten und wir änderten die Richtung und fuhren von jetzt ab gen Nordwesten ins schützende Haff der Insel Kuchka.

Gerade noch rechtzeitig und keine Minute zu früh zogen wir die Boote auf die Sandbank hinaus und bauten in aller Eile unsere Zelte auf. Kurz darauf brach ein höllisches Unwetter auf uns nieder. Das ganze Schauspiel dauerte ca. zwei Stunden und danach schien die Sonnen so, als ob nichts gewesen wäre. Angesichts dessen, wie schön diese Insel hier war, beschlossen wir für die kommenden zwei Tage zu bleiben und uns auszuruhen und um zu fischen.

Aber eigentlich ist die Fischerei auf dem Ladogasee völlig sinnlos, da jede Insel mindestens zehn Fischer pro Tag aufs Wasser schickt und aufgrund dessen nicht mehr viel für uns übrig blieb. Lediglich ein kleiner Hecht konnte ich fangen der aber bevor ich ihn ins Boot holen konnte wieder vom Haken abglitt und ich ihn somit verlor.

Hätten wir keine Wilderernetze entdeckt, gäb´s nicht mal Weißfisch zum Abendessen. Aber somit hatten wir wenigsten etwas Erfolg in der Fischerei. Anschließend zogen wir unsere wasserfesten Doppeljacken und Pullover aus und wuschen uns gründlich.

Nach den zwei schönen und faulen Tagen auf der Insel Kuchka machten wir uns auf den Weg zum südöstlichen Zipfel der Insel Svinoj. Von dort ging´s weiter vorbei an der Insel Putsary wo der Westwind langsam aber stetig stärker wurde. Wir kamen in diesem Bereich flott voran, da der Südwestwind uns gut vor sich her blies.

Wir steuerten in Richtung der Insel Pijen-Chapasary und der Rückenwind wurde manchmal so stark, dass die Spitzen unserer Boote in die Wellenberge eintauchten.

Die Felsen auf backbord sahen wie ein eine gewaltige undurchlässige Mauer aus und wir suchten nach einem Sund, durch den wir auf die Lee-Seite kommen konnten ohne gleichzeitig mit den Felsen zu kollidieren, denn der Wind trieb uns immer weiter auf diese zu.

Zu guter letzt fanden wir dann doch noch einen kleinen Durchgang zwischen den Inseln Sammatsara und Suur-Chapasary und wir landeten auf der Lee-Seite auf einer kleinen Felseninsel an, kochten noch etwas und ruhten uns von dem heutigen Tag aus.

Gestärkt und frohen Mutes fuhren wir weiter quer über den Palocarjensjelkja-Sund zum natürlichen Kanal zwischen den Inseln Tamchanka und Markatsimansary.

Der strömungssichere Durchgang machte auf uns den Eindruck eines riesigen Wassergartens mit tausenden von Seerosen und sonstigen mir unbekannten Wasserpflanzen.

Der Kanal wurde immer enger bis nur noch ein schlammiger Schilfgürtel übrig blieb. Wir mussten aussteigen und unsere Boote wie die „Burlaks“ an der Wolga ziehen.

 

Anschließend fuhren wir durch eine kleine Lagune in den Markatsimansalmi-Sund und landeten auf der Insel Markatsimansary an.

Hier versuchten wir erneut unser Glück beim Jagen von Fischen aber außer ein paar viel zu kleinen Weißfischen, die wir wieder schwimmen ließen, fingen wir an diesem Abend nichts und gingen kurze Zeit später schlafen.

Am nächsten Tag liefen wir, wie immer gen Mittag aus und paddelten weiter nach Sortavala.

Und wenige Minuten nach dem Ablegen kam wieder einmal Gegenwind auf. Das hieß für uns paddeln, paddeln und nochmals paddeln. Aber zumindest schien die Sonne und erwärmte uns derart so dass ich während der Fahrt einen schmerzhaften Sonnenbrand an den Ohren bekam. Hätte ich doch bloß einen Hut mitgenommen, dachte ich im nachhinein.

Bis nach Sortavala kämpften wir fünf Stunden gegen den Wind an bis wir endlich in einen vermeintlich sicheren Hafen gelangten. Doch hier griff uns ein lokaler Polizist sofort auf, der zudem noch mächtig unfreundlich war. Vermutlich vergaß er an diesem Tag, das Staatschef Wladimir Putin persönlich extra für den G8-Gipfel angeordnet hatte, zu den Ausländern freundlich und zuvorkommend zu sein.

Die anschließende Passkontrolle verlief fast ohne größere Zwischenfälle. Nur mussten wir uns bei der hiesigen Polizeiinspektion registrieren, obwohl dies erst nach drei Tagen Stadtaufenthalt notwendig wurde. Während des Aufenthaltes bei der Polizei erklärte der Beamte kurzerhand den in Priozersk erhaltenen Bewilligungsschein für ungültig und dass wir ihn sowieso nur mit Schmiergeld bekommen hätten. Als wir dann von seiner Polizeikommandatur einen „gültigeren“ Bewilligungsschein forderten erinnerte er sich plötzlich an den Befehl freundlich zu sein, wünschte uns noch einen schönen Urlaub und lies uns unseres Weges gehen.

Nach den fast schon üblichen Problemen mit der russischen Bürokratie gingen wir hinein in die ehemals finnische aber heute durch den Sozialismus geprägten Stadt.

 

 

Nach dem Besuch der hiesigen Geschäfte, wo wir unsere Vorräte wieder etwas aufstocken konnten gingen wir wieder zum Hafen zurück.

Dort angekommen entfernten wir als erstes die Masten und jeweils einen Ausleger, da wir kurz nach dem Ablegen unter einer sehr niedrigen Pontonbrücke hinaus in den Vorssunsalmi-Sund fahren mussten.

Gegen 23.00 Uhr herrschte, wie üblich, Flaute und wir legten an einer kleinen Insel in der Sojkkasjenlachti-Bucht an. Gleich nachdem wir aus den Booten ausgestiegen waren, kamen Myriaden von Stechmücken auf uns zu die auch sofort mit der Nahrungsbeschaffung für die Nachkommenschaft anfingen. Daran hatten wir überhaupt nicht gedacht; war es doch auf den weiter im See liegenden Inseln aufgrund des Windes für Fluginsekten unmöglich dorthin zu gelangen. Aber hier in Ufernähe treten sie dafür um so vermehrt auf. Es war einfach unerträglich!

Nach einer „umkämpften“ Nacht blies gegen Mittag ein ungewohnt starker Nordwind und wir legten gen Chonkasalonsjelkja-Sund ab. Der Wind formierte sich binnen kurzer Zeit in einen echten Sturm um und bauschte die Wellen ungefähr eineinhalb Meter hoch wobei wir sehr stark gegenhalten mussten um nicht vom Kurs abgetrieben zu werden. Die Boote stampften enorm und in jedem Wellental stieß der Bug durch die Wasseroberfläche. Ein Kentern ließ sich nur mit viel Geschick vermeiden.

Der Sturm zerrte mit voller Wucht an den Lenkseilen der Segel und diese schnitten sich tief in unsere Hände hinein, was zu sehr schmerzhaften Druckstellen führte.

Nach dem Höllenritt fanden wir endlich eine schmale Durchfahrt zwischen den beiden Inseln Rijekkalansary und Chankasalo und landeten an der nordöstlichen Seite der Insel Suury-Cheposary an.

Zum letzten Mal bauten wir unsere Zelte für die kommenden zwei Tage auf und tankten neue Kraft für die letzte Etappe.

 

Das tat richtig gut und nachdem die beiden Faulenzertage verstrichen waren, machten wir uns auf um durch das Markatsimansalmi-Sund mittels eines frischen Nordwinds nach Sortovala, zum Fuß der Hauptbrücke zu gelangen.

Hier trockneten, demontieren und packten wir unsere Faltboote wieder ein und warfen die sämtliche unbrauchbaren Gegenstände weg. Als wir unser Gepäck so ausgebreitet hatten, kamen ein paar russische Kanuten zu uns und unterhielten sich mit mir. Sie selbst besaßen Boote der Triton-Werft. Aber unsere neuen Faltboote fesselten sie ganz und gar und wir begannen angeregt über die Vor- und Nachteile der jeweiligen Boote zu diskutieren.

Die sechs Russen luden uns alle in das beste Restaurant der Stadt zum Essen ein und wir einigten uns soweit, das die eine Hälfte bei den Booten blieb, während die anderen sich den Bauch voll schlugen. Nach dem ausführlichen Abendessen wollten unsere neuen Freunde uns und unser Gepäck mit dem Auto zum Bahnhof bringen. Aber diese Einladung schlugen wir aus und machten uns zu Fuß auf den Weg dorthin.

Dort halfen sie uns noch die Liegewagenfahrkarten für den Schnellzug zu kaufen. Aber leider galt dies nicht für unsere Faltboote und somit rieten sie uns eine Fahrkarte für den Coupé-Waggon zu kaufen, wo wir auch mit den Booten hineingehen konnten.

Auf dem Flughafen Pulkovo angekommen gingen wir zum Schalter wo unser Gepäck gewogen wurde und anschließend zur Personenkontrolle.

Während des Wiegens stellte sich heraus, das das Gewicht ungleichmäßig verteilt ist und somit mussten wir alles noch mal auspacken und umlegen. Wir verließen das Flughafengebäude, packten alles erneut um und gingen erneut zur Kontrolle. Die ganze Prozedur wiederholte sich ganze sechs mal und das Flughafenpersonal wusste bald nicht mehr was es sagen sollte.

Als wir dann endlich doch noch reisefertig waren, gab´s erneut Probleme mit unserem Gepäck. Wir trauten unseren Ohren nicht als es abermals „Nijet!“ hieß.

Aber in dem Augenblick kam der Leiter der Gepäckabfertigung zu uns und erklärte seinem Mitarbeiter und uns das diese Gepäckstücke in Ordnung seinen. Der Flughafenmitarbeiter entschuldigte sich für den erneuten Zwischenfall bei uns und ließ uns passieren.

Als ich meine Faltboote letztendlich in der Gepäckausgabe des Prager Flughafens wieder unversehrt in Empfang nahm, musste ich erstmal tief durchatmen nach all den Strapazen, die wir zum Schluss in Russland erlebt hatten.

Dennoch waren es insgesamt zwei wirklich schöne und sehr interessante Wochen am Lagodasee.

Route unserer Kajaktour auf dem Lagoda-See:

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© 2009, ABAMI